kommentare/autoren/claire berner 'verbannung und einsamkeit'



A
uf Anhieb sind Sinwel's Bilder nicht zu erfassen.

Vielmehr beeindrucken sie durch ihre großen Formate, ihre eher dunklen, braun-grünen, sich in blau auflösenden Farbnuancen, die in ihrem schichtenweisen Auftrag, jeglicher Materialität beraubt, zunehmend zu Trägern subtiler Reflexe werden, gleich einem abgenützten, alllmählich erblindenden Spiegel.

Seine wesentlichen Sujets, die Erde und ihre Hinneigung zum schmalen Horizont, das Wasser, seine Tiefe und Dunkelheit stellen den Betrachter vor die Unermeßlichkeit unsichtbarer Wege eines Kontinents; der Blick irrt, unfähig, alles zu erfassen, denn es ist zu entfernt und zu erhaben. Der Künstler vermittelt erschütternde Gefühle von Verbannung und Einsamkeit, überträgt metaphysische Schwere - jedoch jeglicher Aggression entblößt - faszinierend in deren Intensität und Ruhe.

Dieses inhaltlich starke und mutige Werk, jede Einfachheit verbannend, lädt dazu ein, sich als menschliches Wesen zu fühlen, obgleich ebendieses in keiner Weise figürlich dargestelt ist. Der Blick muß sich Zeit nehmen, im Mysterium dieser Malerei zu schweifen, verleitet durch die Einladung des Künstlers, auf sich als Individuum zu reflektieren, das seinen Platz nur anderswo, nämlich dort, wo es existiert, hat.

 
[ zum seitenanfang ]