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WELTBILDER

'Das herausragende Abfallprodukt der Weltraumforschung ist keine Technologie, sondern dass wir zum ersten Mal in der Lage waren, die Erde von draußen zu sehen - und dadurch angeregt wurden, neue Fragen zu stellen.' Dieses Zitat von James Lovelock stellt Wolfgang Sinwel einer Betrachtung über die erstaunliche Wirkung seiner neuesten Bilder auf die Betrachter voran. "Schwebezustand" heißt die Ausstellung, mit der der Wiener Künstler in 'Elkes Galerie' in Dillheim zu Gast ist. Der Titel trifft recht präzise das, was die Bilder Sinwel's darstellen. Die Motive wirken aus der Distanz betrachtet wie Fotografien, aufgenommen aus einem Flugzeug, einem Tiefseetauchboot oder einer Raumkapsel. Galeristin Elke Frey begrüßte die Besucher und las Sinwel's Text "satellitäre nympheas" vor. Danach stand der Künstler selbst zum Gespräch über seine Arbeiten und Intentionen zur Verfügung.

Die Besucher nutzten diese Möglichkeit, mehr über die Technik Sinwels zu erfahren, weidlich. Es sind Bilder, die trotz der vordergründigen Vertrautheit, mit der sie zum Nähertreten einladen, etwas Verstörendes haben. Die Landschaften, die das Auge aus der Distanz erkannte, erweisen sich aus der Nähe als abstrakte Farbflächen. Die Welt, die man wiederzuerkennen geglaubt hatte, existiert nicht. Die Bilder wirken als seien sie aus unterschiedlichen Höhen und Anflugswinkel aufgenommen und bekommen etwas scheinbar Dokumentarisches.

Der Künstler scheint topografische Punkte festzuhalten. Der Betrachter weiß sofort, von wo aus ihm der Blick auf diese scheinbar realistische Landschaft gewährt wird.

Sinwel hat ihn faktisch geortet, der Betrachter weiß, wo er steht. Diese scheinbare Vertrautheit ist das Mittel, mit dem Sinwel arbeitet.

Sein Ziel ist, die Weltsicht des Betrachters zunächst zu bestätigen und dann zu hinterfragen. Es ist das Spiel mit dem, was selbstverständlich erscheint und doch eigentlich unfassbar ist. Deutlich wird das besonders bei den scheinbaren Blicken aus dem Weltall. Durch die Medien sind alle Menschen so vertraut mit diesem Anblick der Erde, dass sie die scheinbaren Satellitenbilder sofort identifizieren können. Die Faszination, die von den Bildern ausgeht, fasst ein Betrachter einmal so zusammen. "Möglicherweise werde ich den Namen des Künstlers vergessen, diese Bilder aber werden mir immer im Gedächtnis bleiben".


 
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